Kennt das noch jemand, außer meiner Familie und mir? „Neiiiiin! Ich will nicht!“, „Ich hasse das!“, „Wieso muss ich das machen? Das ist soooo blöd!“, „Nein, nein und nochmals nein!“, „Das ist alles sch****!“. Die Antwort ist, „Ja!“. Denn so oder so ähnlich läuft es auch bei den KlassenkameradInnen meiner Tochter und bei befreundeten Familien. Wenn auch du und dein Kind mit Wut umgehen lernen möchten, bist du hier genau richtig.
Ärger und innere Wut – Hilfe, mein Liebling hat einen Wutausbruch
Die Zimmertüren knallen, die Schultasche fliegt in hohem Bogen in die Ecke, das Federpennal wird vom Tisch auf den Boden gewischt, Murren, Knurren und Quietschgeräusche der Wut und Verzweiflung sind zu hören. Die Gefühle deines Schulkindes fahren Achterbahn.
Unbändige innere Wut, Überforderung und Hilflosigkeit prallen aufeinander.
Dein Kind ist außer sich und weiß nicht, wohin mit dem ganzen Schwall an Gefühlen. Du verzweifelst beinahe, weil du akut in dieser Situation keine Ahnung hast, was zu tun ist und wie du deinen Liebling wieder „herunterbringen“ kannst.
Du zweifelst momentan an dir oder deiner Erziehung? Solche Ausraster kosten unheimlich viel Energie bei allen Beteiligten.
Vielleicht fragst du dich auch, woher diese Reaktionen kommen. Vielleicht hat dein Liebling oder ein dir am Herzen liegendes Kind im Umfeld, eben solche Wutausbrüche.
Das kann für Eltern und alle Beteiligten eine wirklich herausfordernde Situation sein. Dein Schatz durchlebt ungefiltert die vielen Emotionen und Gefühle, und du stehst kopfschüttelnd daneben und fragst dich, wie du wieder Kontrolle über die Situation bekommst.
Für den Umgang mit solch starken Emotionen, wie Ärger, Wut und all den anderen Gefühlen, die sich bei so einem Wutanfall vermischen, braucht jedes Kindergartenkind und fast jedes Schulkind etwas Hilfe von Erwachsenen, die es durch diese schwierigen Situationen begleiten.
Es kann dauern, bis man die innere Wut zu kontrollieren weiß und in den Griff bekommt.
Von einem Entwicklungsschritt zum Nächsten – Auch diese Phase geht vorbei!
Ganz deutlich bemerken Erziehungsberechtigte die emotionalen Entwicklungsschritte in der berühmten „Trotzphase“, auch „terrible three“ genannt. Viele von euch werden es kennen.
Das ist die Phase, in der sich dein Schatz im Supermarkt vor Wut auf den Boden wirft und bockt. Deine Mitmenschen starren dich in so einem Moment natürlich verständnislos an.
In diesen Augenblicken steigt der Blutdruck an, der Kopf raucht, das Adrenalin schießt durch die Adern und deine Reaktion über den Ausgang „des Vorfalls“ entscheidet.
Eine weitere „Selbstfindungsphase“ tritt mit dem Schuleintritt wieder zum Vorschein. Dein Kindergartenkind wird zum Schulkind und muss jetzt durch die „Wackelzahn-Pubertät“.
Ein Wirrwarr an Gefühlen und Emotionen muss in diesem wichtigen Entwicklungsschritt durchlaufen werden. Ein Austesten von Regeln und Grenzen beginnt erneut, die Konsequenzen müssen ausgelotet werden.
Fassung bewahren und Gelassenheit üben
Hier sind einige Tipps und Tricks, die dir helfen können, mit dem einen oder anderen Wutausbruch besser umzugehen. Vielleicht wird nicht jeder Rat für euch passen, aber aus meiner Erfahrung gibt es folgende Möglichkeiten im Umgang mit solch energieraubenden Situationen.
Das Allerwichtigste zu Beginn: Ruhig bleiben!
Versuche, im Rahmen deiner Möglichkeiten, so ruhig und gelassen wie möglich mit dieser Situation umzugehen.
Versuche, nicht auf das Drama einzugehen. Atme tief durch. Wenn nötig, wechsle kurzzeitig den Raum, oder wende deinem Liebling für einen Augenblick den Rücken zu und schnaufe durch.
Übe dich in Selbstkontrolle und nimm deine Vorbildwirkung ernst.
Wenn dein Sprössling einen Wutausbruch hat, ist es wichtig, gelassen und geduldig zu bleiben, in solchen Momenten, um selbst Ruhe zu bewahren. Mein persönlicher Tipp: Wackle mit deinen Zehen. Darauf musst du dich so konzentrieren, dass du für einen Moment aus der Situation „aussteigen“ kannst.
Versuche zu zeigen, dass du für deinen Schatz da bist und probiere ihn oder sie zu verstehen.
Biete ein Gespräch oder eine Kuscheleinheit an.
Gib ruhig zu, dass du Schwierigkeiten hast, den Wutanfall zu verstehen.
Das leitet gleich meinen nächsten Vorschlag ein.
Ermögliche deinem Schatz, sich auszudrücken
Es ist wichtig, dass dein Schulkind die Möglichkeit bekommt, seine Gefühle auszudrücken. Dadurch bekommt dein Kind das Gefühl, dass du ihm zuhörst und für es da bist.
Gehe auf die Situation ein.
Versuche auf deinen Liebling zuzugehen und sage etwas Beruhigendes. Sätze wie „Ich weiß, dass du wütend bist.“, „Ja, du bist verärgert.“, oder „Ich verstehe, dass du traurig bist.“ können deinem Kind helfen.
Zeige Empathie
Frage nach der aktuellen Gefühlslage, die den Wutanfall verursacht hat. Wenn dein Kind nur noch schreit, weint oder schluchzt, versuche Blickkontakt aufzunehmen und sprich dein „Minimonster“ direkt an:
- „Willst du alleine sein?“
- „Soll ich dich drücken?“
- „Wie kann ich dir helfen?“
- „Kannst du mir sagen, was dich so stört?“
Ursachen und Reaktionen
Was war diesmal der Auslöser für den Wutanfall?
Aktuelles Beispiel aus unserem Leben: Meine Tochter hat in der Schule Kräutersalz hergestellt und abgefüllt, als „Familiengeschenk“ (zum Vatertag bzw. Muttertag). Sie hat das mit Liebe und Geduld hergestellt und in verschiedenen farbigen Schichten abgefüllt.
Ihre Absicht war, uns einen „Regenbogen“ zu schenken. Durch den holprigen Transport nach Hause haben sich die Schichten miteinander vermischt. Sie war so voller Vorfreude und meinte: „Ich habe die tollste Überraschung für euch!“
Enttäuschte Erwartungshaltungen
Als sie das Geschenk aus der Schultasche genommen hat, verfiel mein freudestrahlendes Mädchen zu einem Häufchen Elend und ist in Tränen ausgebrochen.
Wir Eltern konnten dieses Verhalten nicht nachvollziehen bzw. das Problem nicht auf Anhieb erkennen. Für unser sensibles Mädchen war das allerdings ein absolutes Drama.
Wie kann man den Ärger und die innere Wut vermindern und mit Wut umgehen lernen?
Es gibt leider keine Lösung, die sofort und bei allen gleich gut greift. Die eine Methode, mit der alle Ursachen, Gedanken und Gefühle auf einmal ausgeglichen werden, existiert wohl bedauerlicherweise nicht.
Denke positiv!
Allerdings klappt folgende Idee in den meisten Fällen: Entkommt gemeinsam der Situation und lenke die Aufmerksamkeit deines Kindes auf etwas Positives!
Wenn dein Kind so richtig in Wut geraten ist, dann versuche die Aufmerksamkeit auf positive Dinge zu lenken. Wenn es die Zeit erlaubt, ist ein Besuch am Spielplatz oder eine Runde mit dem Roller oft sehr hilfreich, um die Wut meiner Großen kurzfristig zu verdrängen.
Kein Süßkram
Vermeiden solltest du allerdings die „Belohnung“ von Wutausbrüchen mit Süßigkeiten, Eis oder anderen Leckereien. Zum einen ist es aus meiner Sicht ein falsches Signal, dem Kind beizubringen, Essen gegen Wut einzusetzen, und zum anderen kann es dazu führen, dass dein Kind beginnt, sich auf diese Art seine Süßigkeiten zu „verdienen“.
Biete verschiedene Ausweichmöglichkeiten an.
Mit Aufforderungen wie:
„Komm lass uns ein Spiel spielen“, „Gehen wir doch einfach an die frische Luft.“, oder „Lass uns zusammen eine Geschichte lesen“. Sorgt damit für Ablenkung und Entspannung.
Es gibt viele gute Bücher zum Vorlesen rund um das Thema Umgang mit den eigenen Gefühlen. Ich habe einen Artikel mit den 20 besten Büchern über Gefühle für dich zusammengestellt, in dem du auch einige Bücher zum Umgang mit Wut findest.
Emotionen verstehen lernen
Hilf deinem Schatz, mit Problemen umzugehen und dabei die eigenen Gefühle zu verstehen und die Emotionen zu versprachlichen. Du als Erwachsener kannst zum Beispiel sagen: „Ich verstehe, dass du wütend bist. Aber es ist nicht in Ordnung, jemanden zu treten.“
Ein Rückblick
Also immer, wenn dein Kind Wutausbrüche hatte, besprecht im Anschluss (wenn wieder Ruhe eingekehrt ist), was los war.
Durch diese Selbstreflexion lernt dein Liebling auch, seine eigenen Gefühle in Worte zu fassen, und besser zu verstehen. Oft kommen Kinder beim Rückblick auf das Geschehen von selbst darauf, was sie vielleicht anders machen könnten, um nicht wieder so vom eigenen Gefühl der Wut übermannt zu werden. Dadurch wird es mit der Zeit lernen, die innere Wut zu kontrollieren, bevor sie überhandnimmt.
Professionelle Hilfe ist keine Schande
Falls deine Familie diese wirklich nerven raubenden Situationen einfach nicht zufriedenstellend lösen kann, ist es sinnvoll, sich mit Experten zu beraten. Eine Therapie kann allen Familienmitgliedern helfen. Professionelle Unterstützung aus der Psychologie kann dabei helfen, die Wut kontrollieren zu lernen, und Gefühle wie Ärger und Wut und Herr der eigenen Emotion zu werden.
Manchmal hilft schon der Ersttermin beim Therapeuten oder Familienberater, da eine außenstehende Person oft gute Inputs gibt, die man selbst gar nicht sieht. Es heißt nicht umsonst oft, dass man den „Wald vor lauter Bäumen nicht sieht“.
Professionelle Hilfe kann bei sehr gehäuften oder intensiven Wutausbrüche die Familienharmonie verbessern und deinem Kind helfen Bewältigungsstrategien zu entwickeln, beziehungsweise Emotionen besser zu regulieren.
Auch auf die allgemeine Gesundheit aller Beteiligten hat es oft einen positiven Einfluss, die Wut zu kontrollieren und ein harmonischeres Familienzusammensein zu erreichen.
Es ist wichtig, deinem Kind zu zeigen, dass du für es da bist und ihm oder ihr helfen willst, mit den Emotionen und den Herausforderungen umzugehen.
Mit viel Geduld, Verständnis und Unterstützung könnt ihr es gemeinsam schaffen, die Wutausbrüche zu überwinden.
Du willst mehr wissen?
Wenn du noch weitere Ideen oder Anregungen suchst, zögere nicht, tiefer in meine Artikel und Tipps für Eltern einzutauchen. Gemeinsam meistern wir das spannende Gefühlschaos!
Danke fürs Lesen
Danke, dass du meinen Ratgeber zum „Umgang mit Wut“ gelesen hast. Ich hoffe, die hier bereitgestellte Information war hilfreich für dich und hat dir bei deinen Überlegungen geholfen.
Katrin von